Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen

DSCF6597In uns Menschen stecken unzählige Bedürfnisse, Wünschen, Sehnsüchte und Erwartungen. Wenn wir sie spüren, dann drängen sie in uns nach Erfüllung. Sie äußern sich als Verlangen und Forderungen an uns selbst, an unsere Mitmenschen und an die Welt, in der wir leben. Dort, wo wir Mangel empfinden, sagen uns die Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen: Hier fehlt was. Ich will es anders haben.

Meine These zu diesem Thema ist: „Das Festhalten an Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen hat überhaupt keinen Nutzen für uns, wenn wir das haben wollen, was uns fehlt.“ Mit dieser These stoße ich regelmäßig auf Verwunderung und sogar Entsetzen. Zurecht. Denn wir denken oft, dass durch unsere Bedürfnisse und Erwartungen, der Mangel in unserem Leben verschwinden wird. Doch so ist es nicht.

Im Gegenteil, während der Aufstellungen kommen Menschen immer mal wieder an den Punkt, dass sie erleben, wie ihre Beziehungen und ihre persönliche Entwicklung durch Bedürfnisse, Sehnsüchte, Wünsche und Erwartungen regelrecht blockiert werden. In solch einer Situation bekommt derjenige dann ein oder mehrere Kissen in die Hand. Jedes Kissen steht für eine Erwartung oder ein Bedürfnis. Wie zum Beispiel: geliebt werden wollen, gesehen werden wollen, Anerkennung bekommen, körperliche Nähe, finanzielle Durchbrüche, liebere Kinder oder besseres Wetter – egal, was sich zeigt. Und dann sage ich: schmeiß sie einfach alle weg! Normalerweise weigern sich die Menschen in diesem Moment, denn sie denken, dass sie dann nichts mehr in der Hand haben, um gegen all den quälenden Mangel in sich und um sich herum vorgehen zu können. Dann biete ich ihnen an, dass sie die Kissen jeder Zeit wieder zu sich nehmen können, nachdem sie ausprobiert haben, wie es sich ohne die Kissen anfühlt. Die häufigsten Reaktionen sind dann: „ich kann jetzt die Liebe zwischen meiner Mama und mir fühlen“ oder „jetzt ist irgendwie alles in Ordnung zwischen uns“ oder „ich bin ganz offen“, „es ist jetzt ok, wie es ist“, „da ist ja ganz viel Verbundenheit“, „ich fühl mich plötzlich großartig und bekomme tolle Ideen“, „ich freue mich“, „ich bin irgendwie so viel mehr, als vorher“, „jetzt fühle ich mich der Sache gewachsen“, „ich weiß gar nicht mehr, was ich hier soll … von dort kommt einfach nichts“ oder „jetzt bin ich entspannt“ usw..

Ich konnte beobachten und erleben, dass das Festhalten an unseren Forderungen, uns von dem, was wir eigentlich wollen oder brauchen, eher abhält, da es uns begrenzt, verschließt und innerlich einengt. Um die Liebe, das Wertvolle, das Große und die Weite der Möglichkeiten erleben zu können, brauchen wir unsere Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen nicht. Sie zeigen uns lediglich an, dass uns etwas fehlt.

Und doch werden wir sie nicht los, all die kleinen und großen Forderungen. Sie gehören zu uns. Wenn wir uns nicht an sie klammern, sondern sie als das betrachten, was sie sind, nämlich eine Anzeige dafür, offen und weit zu werden, dann erfüllen sie ihren Zweck und werden nicht dafür mißbraucht, stehen zu bleiben, trotzig zu sein, Verantwortung abzugeben, andere zu kontrollieren oder sich immer wieder zu beschweren.

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