Ein zentrales Thema in meinem Praxisalltag nenne ich systemischen Belastungen. In der Fachsprache werden diese Belastungen, transgenerative Traumata, genannt. Das sind Gefühle und Ereignisse, die von Eltern und Großeltern nicht verarbeitet wurden und von späteren Generationen innerlich aufgenommen werden. Normalerweise stecken in unserem Inneren unsere eigenen Gefühle und unsere eigenen Persönlichkeitsanteile. Menschen, die Traumata aus der Eltern- oder Großelterngeneration in sich tragen, haben zusätzlich mit einer Flut von Gefühlen und Ereignissen zu tun, die nicht ihre eigenen sind. Wir Kinder und Enkelkinder können die fremden Gefühle jedoch nicht verarbeiten. Sie versuchen es zwar oft, doch das ist nicht möglich, denn nur persönliche Gefühle können verarbeitet und gelöst werden. Die Ursache dafür liegt in der Natur der fremden introjezierten (in sich hineingenommen) Gefühle. Fremde Gefühle „verhalten“ sich anders, als persönliche Gefühle.
Wie eine große schwere Waberwolke sind sie um uns herum, manchmal auch in uns drin, schwer, belastend, kaum greifbar, Angst auslösend, depressiv machend, Energie raubend oder sie fühlen sich wie ein dunkler Abgrund an, über dem wir pausenlos hängen …
In der Regel werden die systemischen Belastungen unbewusst aufgenommen, oft sogar schon in frühster Kindheit. Für Menschen, die systemische Belastungen in sich tragen, fühlt sich das meistens ganz normal und gewohnt an, so dass sie es lange Zeit nicht wirklich als Last empfinden. Sie entwickeln ihre Persönlichkeit ausgleichend und kompensierend um eine solche Belastung herum. Weiterlesen →